Das Neue Testament ist bekannt für Maximen wie „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ oder „Dann halte auch die andere Wange hin!“. Wer aber ein wenig tiefer in die vielgestaltige Textwelt des Neuen Testaments eintaucht, stellt alsbald fest, dass hier keineswegs überall Harmonie und eitel Wonne herrscht. Vielmehr scheint der Konflikt zu dominieren. Nicht nur im Leben Jesu, das nach vielen Auseinandersetzungen gewaltvoll endet, sondern auch im Innenleben der jungen christlichen Gemeinschaften wird heftig gestritten. Es geht dabei u.a. um das rechte Bekenntnis und die korrekte Interpretation der Schriften Israels, aber auch um auf den ersten Blick recht banale Anliegen wie die Kleidung und Ernährung von Missionarinnen und Missionaren.
Anhand von drei Fallbeispielen aus unterschiedlichen Schriftengruppen (Evangelien, Paulusbriefe, Katholische Briefe) stellte der Vortrag typische neutestamentliche Konfliktdynamiken näher vor, ordnete sie in ihre antiken Kontexte ein und eröffnete Perspektiven für ihre gegenwärtige Auslegung.
Prof. Dr. Wolfgang Grünstäudl wurde nach dem Theologiestudium in Wien 2012 mit einer Dissertation zum Zweiten Petrusbrief an der Universität Regensburg promoviert. An derselben Universität wurde er 2022 mit einer Arbeit zu den Dubletten des Lukasevangeliums habilitiert. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Koblenz-Landau und Akademischer Rat an der Universität Wuppertal ist er seit 2022 Professor für Theologie des Neuen Testaments und Biblische Didaktik an der Universität Münster. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen der Judasbrief und der Zweite Petrusbrief (Auslegung in der Reihe „Theologischer Kommentar zum Neuen Testament“), die Synoptische Frage und die jüngere Geschichte der katholischen neutestamentlichen Exegese.
Den Flyer zum Gastvortrag finden Sie hier.
Den Bericht auf der Website des Instituts für Biblische Exegese und Theologie (Universität Münster) kann man hier abrufen: